Die
Gnade unseres Gottes ist mit euch allen!
„Wir
haben 100 Leute gefragt..., welche Frage stellt sich wohl jeder
Mensch (egal, wo er herkommt, egal welchen Bildungsstand er hat und
egal wie arm oder reich er ist), mindestens 1x in seinem Leben?“
Was
glaubt Ihr, käme bei so einer Umfrage auf die ersten 5 Plätze?
Ihr
habt nun 3min Zeit, 5 Fragen aufzuschreiben, von denen Ihr glaubt,
dass sie bei so einer Umfrage ganz weit vorne landen würden.
(Ich
lese meine Fragen vor. Alle die etwas haben, das in diese Richtung
geht, heben die Hand.)
Warum passiert (mir) das (immer)?
Hat das einen Sinn?
Wer verdient es, glücklich zu sein?
Wie lebe ich richtig?
Wo komme ich her?
Wo gehe ich hin?
Singer-Songwriter
sind ja weniger für ihre schmissigen und mitreißenden, weil so
flachen Texte bekannt. Und Gregor Meyle scheint da ein guter
Vertreter seiner Zunft zu sein. Er hat sich nämlich ausgerechnet eine
dieser großen Lebensfragen geschnappt und sich mit diesem Lied an
seinen Antworten darauf versucht. „Nichts ohne Grund“ ist die
doppelte Negation von „Alles mit Grund“. Dahinter steckt offenbar
die Überzeugung, dass alles, das wir tun, Folgen hat und unser
Leben, wie wir es kennen und erleben mit all seinen Großig- und
Kleinigkeiten, von etwas kommt, also das Resultat aus vielem ist, das
vorausgegangen ist. Auf jedes Warum scheint es – so das Lied –
eine Antwort zu geben. Was nicht bedeutet, das es leicht ist, sie zu
finden.
Wie
beantworten wir denn so ganz unwissenschaftlich und unreflektiert im
Alltag diese eine große Frage?
„Warum
passiert das?“ Der Volksmund hat dafür Redensarten, die sich
manchmal so tief in unser Bewusstsein prägen, das sie uns schon gar
nicht mehr bewusst sind.
Welche
Redensarten fallen Euch ein, wenn es darum geht, Dinge, die
passieren, zu erklären?
„Kleine
Sünden bestraft der liebe Gott sofort.“
„Jeder
ist seines eigenen Glückes Schmied.“
„Hilf
dir selbst, dann hilft dir Gott.“
„Der
Teufel scheißt immer auf den selben Fleck.“
„Es
geschehen noch Zeichen und Wunder.“
„Der
ist aber auch vom Pech verfolgt.“
„Das
Glück ist mit den Dummen.“
„Den
Seinen gibt’s der Herr im Schlaf.“
„Die
hat das große Los gezogen!“
„Pech
im Spiel, Glück in der Liebe.“
„Glück
und Glas, wie leicht bricht das.“
„Man
soll den Tag nicht vor dem Abend loben!“
„Das
hast du dir jetzt aber auch mal verdient!“
Ich
benutze im Alltag einige dieser Redensarten, aber wenn ich mal
genauer darüber nachdenke, frage ich mich, glaube ich das, was ich
da im Einzelnen sage, eigentlich?
Was
glaube ich denn, wovon mein Leben bestimmt wird? (kurze Denkpause)
Zufall?
Engel? Dämonen? Gott? Der Teufel? Segen oder Flüche? Mieses Karma?
Die Waagschale der kosmischen Gerechtigkeit, die dafür sorgt, dass
nicht zuviel Glück bei mir landet?
Mir
geht es gerade nicht darum, diese Erklärungsmuster zu bewerten. Mir
ist beim Lesen des Textes des Liedes von Gregor Meyle aber eines
aufgefallen, dass mir etwas an seiner Anwort gefällt und dem
entspricht, was ich in dem schönen Bibeltext entdecke:
Meinen
Blick auf das zu richten, was mein Tun und meine Haltung für
Einfluss haben auf das, was in meinem Leben geschieht und wie ich
Dinge bewerte.
Der
eine Text ist aus einem urchristlichen Brief. Eigentlich geht es um´s
Spendensammeln für Bedürftige. Aber ich lese diese Worte auch noch
anders. Nehmen wir diesem Text mal seinen finanziellen Rahmen und
gehen wir davon aus, dass man allerhand sähen kann: Liebe,
Vertrauen, Vergebung, aber natürlich auch Zwietracht und Hass und
Streit, Misstrauen, Neid, Stolz, … >> Und hört ihn nochmal:
2Kor9,6-8
"Das aber sage ich euch:
»Wer spärlich sät,
wird spärlich ernten.
Und wer reichlich sät,
wird reichlich ernten.«
Jeder soll so viel geben,
wie er sich selbst vorgenommen hat.
Er soll es nicht widerwillig tun,
und auch nicht,
weil er sich dazu gezwungen fühlt.
Denn »wer fröhlich gibt,
den liebt Gott«.
Gott aber hat die Macht,
euch jede Gabe mehr als aufzuwiegen.
So habt ihr in jeder Hinsicht und zu jeder Zeit
alles, was ihr zum Leben braucht.
Und ihr habt immer noch mehr als genug
für alle möglichen wohltätigen Zwecke."
Das
bedeutet für mich: Ich ernte, was ich säe. Ich entdecke, was ich
suche. Im Positiven wie im Negativen.
Wenn
ich damit rechne, dass Menschen, die kaum Hochdeutsch sprechen
können, dumm und ungebildet sind, werde ich keine Beweise für das
Gegenteil entdecken.
Wenn
ich glaube, dass Jugendliche unzuverlässig und egozentrisch sind,
werde ich all überall rumhängende Jugendliche sehen, die nichts als
ihr Smartphone im Kopf haben.
Wenn
ich davon ausgehe, dass Onkel Horst sich auf der großen
Familienfeier zum Deppen machen wird, wird das ziemlich sicher auch
geschehen, allein schon deshalb weil ihn alle anstarren.
Ich war
früher im Sport ne ziemliche Vollniete, weil ich mich vor dem Sprung
über den Kasten schon immer davorknallen sah.
Das
waren jetzt alles Negativbeispiele. Überlegt, was es für Euch
bedeutet, sie ins Positive zu münzen:
Irgendwo
habe ich mal gelesen: „Kinder finden Schätze, weil sie danach
suchen.“
Wer
reichlich sät, wird reichlich ernten. Jede Schuld, die wir vergeben,
wird uns Vergebung auch von anderen bringen, weil wir dann mit an
einer fehlertoleranteren Welt bauen.
Alles
Gute, das wir tun, geht nicht ins Leere.
Leichtigkeit,
die wir schenken, kommt meistens sogar sehr unmittelbar zurück.
(Habt Ihr mal in der vollen S-Bahn gestanden und habt Leute
angelächelt?)
Je
offener ich bin, umso weniger Mauern werden mir den Weg versperren.
Es sei denn ich rechne damit, dass meine Güte ausgenutzt wird. Dann
werde ich all überall Beispiele dafür finden.
Gregor
Meyle ist ehrlich: „Manchmal fällt es schwer, diesen Weg zu
geh´n“, singt er.
Und ja!
Es gibt ja keine Versicherung, die mir gewährleistet, dass meine
Investitionen 1:1 zurückerstattet werden. Wir gehen in
Vorschussleistung. Das ist unser Opfer:
Etwas
zu geben, obwohl uns eigentlich nach etwas anderem wäre und obwohl
ich mein Gutes in eine Black Box stecke und keiner sagen kann, was
damit geschieht und dabei heraus kommt.
Einen
Fremden um Hilfe bitten?
Mit
meinem Hund zu einem Obdachlosen mit seinem Hund gehen?
Allein
auf eine Party gehen und mich mit Unbekannten unterhalten?
Jemanden
anlächeln, den ich auf den ersten Blick nicht sympathisch finde?
Nicht weil es meine Christenpflicht ist, sondern weil ich glaube,
dass meine Offenheit im anderen etwas bewirkt. Und dass sich Gott an
dem, was daraus enntsteht für uns freut.
Dem
Bettelnden am Straßenrand etwas geben, obwohl ich fest davon
ausgehe, dass er es in Alkohol umsetzen wird? Nicht weil es meine
Pflicht ist, sondern weil das Gefühl, genug zu haben und geben zu
können und mein Zuwenden die Welt verändern. Und weil ich glaube,
dass Gott sich an dem, was daraus entsteht für uns freut.
Warum
versuchst Du es nicht mal?
Du
wünschst Dir Gottes Segen in Deinem Leben? Glaube, dass Du schon
gesegnet bist und Du wirst Segen entdecken. Das alte Hebräisch, in
dem das Alte Testament zu großen Teilen niedergeschrieben wurde,
kann uns da eine Hilfe sein: Denn es kennt keinen Unterschied
zwischen Gegenwart und Zukunft. Das was sein wird, ist schon. Und es
kennt keinen Unterschied zwischen dem, was ist und was sein könnte
oder doch geschehen möge. Darum heißt der alte Aaronitische Segen,
der uns so vertraut ist, eigentlich nicht: „Der Herr segne dich“,
sondern „Der Herr segnet dich und er behütet dich.“
So
segnet Dich Gott, davon bin ich überzeugt.
Amen.