Dienstag, 13. Oktober 2015

Don´t build your house on a sandy land

Wir wollen ja gar nicht bauen, aber wir sehnen uns danach Wurzeln zu schlagen. Ich sehne mich danach, Nachbarschaft und Gemeinschaft zu leben. Traditionen zu entwickeln und eines Tages sagen zu können: "Mit denen haben wir das schon vor 20 Jahren gemacht!" Darum schaue ich in letzter Zeit wohl immer häufiger nach Häusern. Aber gegen die vielen anderen, die sich bei dem günstigen Zinsniveau gerade genau das Gleiche denken, ist das in Hamburg für Menschen unseres Budgets fast ein Ding der Unmöglichkeit. Darum bleiben wir hier - in unserem Haus zur Miete - und konnten uns das eine niedliche Haus in unserer Nachbarschaft nicht einmal ansehen, da wir kein Angebot ÜBER dem verlangten Preis machen konnten wie andere. Aber wer weiß, wozu es gut war. Es wäre kein Leben in Gemeinschaft, wie wir uns das eigentlich so sehr wünschen. Es wäre kein Schritt näher an die potenziellen Großeltern unserer potenziellen Kinder heran. Darum ... Gut so. Aber dennoch. Wurzeln, die es noch nicht gibt, sucht man ja eigentlich nicht, sondern gräbt sie dort ins Erdreich, wo man eben ist. Das will ich, aber dennoch fällt es schwer. In meiner Kirchengemeinde hier auf der Insel bin ich nie so richtig angekommen. Mein Fehler? Vielleicht kein Fehler, aber ganz sicher meine Entscheidung, dass diese Gemeinde so keinen Zu-Hause-Charakter haben kann und wird. 
Das Brüderfeierabendhaus in Bethel wird abgerissen. Wir waren beim Abschiedsfest dort. Dort waren viele, die mit diesem alten Haus genau das verbinden, wonach ich mich gerade sehne. Es soll wieder aufgebaut werden - als Mehrgenerationenhaus, das es ja immer schon war. Die Sehnsucht nach Bielefeld und diesem Haus ist groß, aber nur ich wäre bereit, dafür auf das Meer und Elbe/Weser zu verzichten.

Am Ende will ich geschrieben haben

Nun arbeite ich auf einer halben Stelle. Sie füllt mich aus und fordert mich überaus positiv. Das macht großen Spaß. Aber ich weiß, dass da diese andere Seite in mir ist, die auch gelebt werden will: Am Ende meines Lebens möchte ich geschrieben haben - Lebensgeschichten einfacher Menschen. Auch von Flüchtlingen, die sonst vielleicht nie eine Chance gehabt hätten, ihre Geschichte zu erzählen und öffentlich zu machen. 
Blöderweise bin ich jetzt manchmal schon so müde, dass da nicht viel Kraft bleibt. Neben Hund und Haushalt, Ausbildung und Freunden. 
Aber ich muss das hinkriegen. Ich weiß, dass ich sonst alt werde mit dem Gefühl, einem wichtigen Teil meinerselbst keinen Raum gewährt zu haben.